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Unsere Lager- und Büroräume wurden gekündigt, wir mussten umziehen.

Am 30.6. saßen wir wie jeden Mittag zusammen beim Mittagessen, als unser Lagerleiter Anwar kurz rausgerufen wurde. Das ist nichts besonderes: Auch in der Mittagspause kommt es manchmal zu Anlieferungen, bei denen irgendwie Probleme auftreten. Nach 5 Minuten war er aber wieder zurück, sichtlich Blass im Gesicht. Mit leicht panischer Stimme brachte er nur "Philipp, du musst bitte sofort kommen" heraus. Mein erster Gedanke war: "Verdammt, gab es irgendwie einen Arbeitsunfall?" Dem war aber nicht so: In unseren Lagerräumen stand unser Vermieter, der uns die Kündigung für alle unsere gemieteten Räumlichkeiten übergeben wollte. Pünktlich zum letzten Tag der Kündigungsfrist, denn unser Mietvertrag sieht vor, dass sich dieser immer am 1.7. um 18 Monate verlängert. Wir wussten jetzt also: Wir haben noch 6 Monate, eine neue Lagerhalle zu finden und alles umzuziehen. Falls wir nichts finden sollten, stände ganz einfach eine Insolvenz im Raum.

Ganz ehrlich gesagt: Bei uns machte sich Panik breit. Lagerhallen sind in Kiel sehr schwer zu finden und so ein Umzug eines kompletten Lagers ist keine Kleinigkeit: Ein erster Überschlag ergab, dass wir mit Kosten von 100.000€, mindestens einem Monat Auf- und Abbau und vielen hundert Arbeitsstunden zusätzlich rechnen müssen. Alles dies in einer wirtschaftlichen Lage, die angesichts der Inflation und der Energiekrise zwar derzeit noch nicht ernsthaft bedrohlich, aber durchaus angespannt ist. Nach den obligatorischen Witzen, ob wir nicht besser alles einfach anzünden sollten, haben wir uns aber zusammen gerissen und nach Lösungen gesucht: Im ersten Schritt haben wir alle Gewerbemakler angerufen, die es in Kiel gibt. Außerdem natürlich alle Immobiliensuchmaschinen gefüttert und alles, was nur irgendwie halbwegs in Frage kam, besichtigt.

Nach ca. 3 Wochen intensiver Suche sah es aber wirklich schlecht aus: Es gab eigentlich nur ein Objekt, dass zumindest irgendwie gehen könnte. Dabei handelte es sich aber um eine ehemalige Schlachthalle, die weitgehend ohne Fenster gebaut wurde und eine seltsame depressive Stimmung verbreitete. Niemand wollte wirklich dort hin, allerdings wurde die Zeit langsam knapp: Damit zu Weihnachten (also spätestens Ende Oktober) alles wieder reibungslos klappt, mussten wir allerspätestens im September mit dem Umzug beginnen!

Entsprechend waren wir alle ziemlich niedergeschlagen als ein unerwarteter Anruf kam: Ein anderer Unternehmer in Kiel hatte gehört, dass wir auch gerade verzweifelt eine Lagerhalle suchen. Er suche auch, aber es sei einfach extrem schwer und man könnte sich doch mal austauschen. Das war natürlich nett, aber am Ende auch nur begrenzt hilfreich. Trotzdem haben wir uns einige Zeit gegenseitig unser Leid geklagt und irgendwann erwähnte er dann, dass er im Februar (also vor 5 Monaten!) eine Lagerhalle gesehen hätte, die doch zu uns passen würde und gerade mal 2km von unserer derzeitigen Halle entfernt wäre. Inzwischen sei die aber bestimmt vergeben. Ich hab trotzdem nach Informationen gefragt und einfach mal auf gut Glück den Besitzer der Halle angerufen und bin dann fast vor Aufregung vom Stuhl gefallen: "Ja, die Halle ist noch frei". Bei der Besichtigung konnten wir dann unser Glück kaum fassen: Die Halle passte nahezu perfekt, der neue Vermieter schien sehr nett und die Miete war auch noch bezahlbar. Etwas panisch habe ich versucht, möglichst schnell eine Unterschrift unter den Mietvertrag zu kriegen, denn mir war klar: Wenn das nichts wird, wird es die deprimierende Schlachthalle. Es klappte aber alles, endlich gab es Licht am Ende des Tunnels!

So sah unsere neue Lagerhalle leer aus (3D Bild, einfach im Bild mit der Maus verschieben oder das Handy bewegen)

Ohne neue Lagerhalle wäre zwar alles nichts gewesen, aber trotzdem fehlte natürlich noch der Umzug selbst. Wir reden von über 500 Europaletten, hunderten Kommissionierregalen, mehreren Schwerlastregalen, einer T-Shirt-Druckerei und natürlich mehreren 100qm Büros, also alles andere als eine Kleinigkeit. Die Angebote von Umzugsunternehmen fingen bei 100.000€ nur für den Transport an und uns war klar: Das können wir uns derzeit einfach nicht leisten, denn unser Gesamtbudget waren gerade mal 100.000€ und davon mussten noch viele andere Dinge wie neue Schwerlastregale bezahlt werden. Also haben wir überlegt, was wir machen können: Die Lösung war, das einer von uns (Knud) Extra für den Umzug im August im Expressverfahren einen LKW-Führerschein gemacht hat und wir alles in ca. 60 Fahrten (!) mit einem 7,5t-LKW von der einen in die andere Halle fahren.

Während dieser Zeit konnte Knud aber natürlich nicht seine normale Arbeit machen, die wir deswegen auf den Rest des Teams verteilen mussten. Welches aber natürlich auch sonst mit dem Umzug beschäftigt war. Unter anderem mussten wir z.B. in der neuen Halle Schwerlastregale aufbauen, die unseren 500 Paletten Platz bieten. Die Regale haben wir zum Glück gebraucht relativ günstig bekommen, aber der Aufbau der Regale erfordert durchaus einiges an Expertise. Wir haben also versucht, eine Fachfirma zu finden, die uns den Aufbau macht. Zeit dafür waren noch maximal 4 Wochen, denn es zwar inzwischen Mitte August und Mitte September sollten schon die ersten Paletten in den neuen Regalen stehen. Bei dem Zeitplan gab es allerdings von den angerufenen Firmen nur schallendes Gelächter, wir sollten froh sein, wenn es dieses Jahr noch klappt. Erneut waren wir verzweifelt. Der Retter in der Not war am Ende unser neuer Vermieter: Er bekam die Situation mit und hat angeboten, einfach selbst beim Aufbau zu helfen. Er wisse grundsätzlich, was zu tun ist. So haben wir es dann irgendwie geschafft, die Regale alle bis Mitte September fertig zu haben (und keine Angst, alles wurde am Ende von einer Fachfirma ordnungsgemäß abgenommen, wir haben also trotz des Zeitmangels nicht die Sicherheit vernachlässigt). Vielen Dank nochmal dafür, lieber Vermieter!

Ein Teil der Hochregale, die aufgebaut werden mussten.

 

Die Lagerhalle mit aufgebauten Hochregalen

Als die Regale endlich standen, ging es dann an den Rest der Arbeit: Von Mitte September bis Anfang Oktober haben wir über 60 LKW beladen, die Knud dann alle in die neue Halle gefahren hat. Ein Großteil der Ware musste dabei erst auf Paletten gestapelt werden, denn das meiste lagern wir auf kleinen Regalen, da man von Paletten nur schwer Bestellungen zusammensammeln kann. Alleine für diese Arbeit haben wir insgesamt ca. 1000 Arbeitsstunden veranschlagt. Irgendwann konnten wir dann auch nicht mehr eure Bestellungen normal bedienen, da die Ware alle irgendwo verpackt auf Paletten lag: Ende September haben wir die Lieferzeit im Shop um 3 Tage verlängert, so dass wir in der letzten Septemberwoche von Mittwoch bis Freitag keine Bestellungen ausgeliefert haben.

Als dann alles in der neuen Halle war, war aber natürlich trotzdem noch nicht alles fertig: Die Waren mussten ja auch wieder in die Regale einsortiert werden. Damit wir den Onlineshop nicht noch länger abschalten müssen (denn am Ende leben wir ja von den dort gemachten Umsätzen), haben wir hier alle von Samstag bis Montag Regale eingeräumt. Montag Abend um ca. 18 Uhr waren wir dann auch endlich fertig und am Dienstag konnten die ersten Bestellungen wieder verschickt werden.

Seit dem 4.10. ist unser Umzug also weitgehend erledigt: In der alten Lagerhalle muss nur noch aufgeräumt und entrümpelt werden, aber jetzt gönnen wir uns erstmal 2-3 Wochen Pause, das gehen wir dann Ende Oktober an. Auch stehen hier überall noch unausgepackte Kisten rum, es fehlt ein Teppich in unserem Büro und noch schlimmer: Wir haben noch keine Küche, diese wird erst in 2-3 Monaten eingebaut, denn dafür muss erstmal ein Wasseranschluss gelegt werden. Auch planen wir noch, eine neue Laderampe zu bauen, da derzeit die Anlieferung mit großen 40t-LKWs nur sehr kompliziert zu erledigen ist. Aber das Grobe ist geschafft. Wir sind zwar alle ziemlich fertig, aber auch glücklich, dass wir eine solche Bedrohung doch sehr gut abgewendet haben.

Übrigens müssen wir leider zugeben, dass einige Verzögerungen unserer Lootbox in den letzten Monaten vermutlich nicht aufgetreten wären, wenn wir uns nicht parallel um den Umzug hätten kümmern müssen. Dadurch haben wir teilweise einfach Probleme zu spät bemerkt oder wir haben zu oft nicht mehrere Alternativen geschaffen, sondern gehofft, dass Dinge schon gut gehen. Es wird also in Zukunft besser werden, versprochen!

Die Adresse unserer neuen Lagerhalle ist übrigens die Barkauer Str. 121 in 24145 Kiel. Wer uns also eine Glückwunschkarte zum Umzug schicken will. ;-)

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